Die Sonne küsst lautlos eine Wirrnis irdischer Dinge,
die hinter mir liegen, und Wind spielt keck an meiner Wange,
in den zitternden Bäumen und duftet nach Morgenlicht
Akkorde von Ewigkeit deutet er an, ich kann sie nicht greifen und halten,
für immer behalten wie Mozarts, nur flüchtig die Augen verschließen und atmen,
etwas verkrampft aus dem Fenster gelehnt
Für mich hält die Welt nicht an,
die Räder drehen sich gnadenlos und eine Uhr tickt aus Eis,
eine Uhr, um die Ewigkeit zu messen
Tock, tack in verdunkelter Halle,
ich betrachte ziehende Wolken wie Wale in zeitlosem Strom,
ich hoffe, ihn nicht zu vergessen
Die Menschen lächeln nicht immer, sind fremd,
einander entfremdet und den großen Wundern über ihnen
und den kleinen Wundern unter ihnen
Die Göttlichkeit und Ewigkeit sind über uns und unter uns, sind überall,
und wir richten unseren Blick daneben in die Leere
und wollen in Ruhe gelassen werden
Und dann gibt es Momente, die uns verzaubern,
wie der weise grüßende Morgen, und wir fragen uns,
wohin die Göttlichkeit verschwindet, wenn wir nicht aufpassen
Vielleicht ist das Leben wie Tee – es kühlt ab, wenn wir zu lange warten
und dann löst sich der Honig nicht mehr auf
und man kippt ihn weg
Vielleicht ist die Ewigkeit wie die Tasse, die jeden Tee überdauert und hübsch bleibt, mit Goldrand,
und wenn wir im Tee auf stürmischer See schaukeln oder wenn wir träge Treibgut spielen,
wird uns vielleicht die Tasse mit Goldrand egal
Ich sag am Morgen gerne, wenn Sonne durch die Fenster fließt
und ich denke, wie anders heute alles werden kann,
dann sag ich gern zum Fenster raus: guten Morgen, Göttlichkeit
© Robin Gerull, 2018
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